Auch wir Straßenbahnliebhaber haben Träume. Manchmal sind sie etwas größer ...

In diesem Fall 19,5 m lang, 2,5 m breit und 3,72 m hoch. Doch die Größe war in diesem Fall nur ein Problem , denn das "Objekt unserer Begierde" befand sich seit 40 Jahren in Kanada!
Deshalb gab es zu Anfang auch Zweifel an der Machbarkeit des Projektes. Mein Bruder Fritz (unser Vereinschef) ließ sich jedoch nicht beirren und nahm Stück für Stück jede Hürde, die sich dem Projekt in den Weg stellte.

Deshalb ist es auch an der Zeit, ihm ein riesengroßes Dankeschön auszusprechen. Er hat nicht nur uns Vereinsmitglieder damit glücklich gemacht, sondern auch Hannover ein Stück Stadtgeschichte zurückgegeben und auch außerhalb Hannovers viel Interesse geweckt.
Natürlich haben wir Vereinsmitglieder Fritz geholfen, soweit das ging, aber den Hauptteil der Arbeit leistete er.
In Kanada zum Start des Transports bekam dann aber sogar Fritz noch Zweifel. Die Kanadier in Edmonton, denen Tw 601 seit 1988 gehörte, hatten das Fahrzeug nämlich auch sehr lieb gewonnen. Hatten jedoch beschlossen, dass er nach Hannover gehört. Darum auch hier ein ganz großes Dankeschön an diese lieben Menschen!

Warum aber ist uns dieses Fahrzeug so wichtig?

In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts sahen sich viele westdeutsche Städte mit Verkehrsproblemen konfrontiert und beschlossen den U -Bahnbau.

Hierbei gab es verschiedene Wege:
- Neue vollständig U - Bahnen, wie in München und Nürnberg. U - Bahnbau mit Tunnelstrecken mit Anschlussstrecken, die fast U - Bahnkriterien genügen, wie in Frankfurt am Main - Städte, die in einem ersten Schritt, Straßenbahnen in der Innenstadt in den Untergrund verlegten, wie Köln und Stuttgart.

In Hannover wählte man einen anderen Weg, der schnell zum Vorbild für andere Städte diente. Innenstadttunnel mit hohen Bahnsteigen (schneller Fahrgastwechsel) wie bei U - Bahnen und gut ausgebauten Oberflächenstrecken im Anschluss daran, die sich jedoch nicht so stark vom Umfeld abgrenzen, wie das bei oberirdischen U - Bahnstrecken der Fall ist, aber möglichst auch mit Hochbahnsteigen ausgerüstet werden. Dieses System nannte man bald "Stadtbahn" und es wurde vielerorts nach hannoverschem Vorbild verwirklicht, dann auch in einigen der vorgenannten Städte.

Um den neuen Gegebenheiten nachzukommen, wurden entsprechende Fahrzeuge benötigt, die beispielsweise auch verschieden hohe Bahnsteige bedienen konnten. Darum bestellte Hannovers Üstra 1968 zwei Probewagen von verschiedenen Herstellern.
Diese beiden, zunächst als "U - Straßenbahnwagen" bezeichneten, Fahrzeuge wurden im April 1970 geliefert und sind die ersten "Stadtbahnwagen" weltweit. Das ist auch deshalb so bemerkenswert, da die Stadtbahn überall in der Welt Verbreitung fand, so auch in Kanada (1978 Edmonton, 1981 Calgary) und sich die Verwandtschaft den Fahrzeuge zu den Ur - Stadtbahnwagen nie verleugnen lässt.

Der erfolgreichere Prototyp, der dann auch das Bild der 260 Tw 6000 (die den wesentlichen Erfolgsbaustein der Stadtbahn Hannover darstellen) prägte, ging dann 1975/6 nach Kanada und sollte in Vancouver einen Demonstrationsbetrieb durchführen. Dazu kam es durch einen Wechsel in der Führung der Stadt nicht. 1988 kaufte ein Museumsverein in Edmonton das Fahrzeug, wo er dann sogar beim benachbarten Verkehrsbetrieb auf verwandte Fahrzeuge stieß. Diesem Verein haben wir es zu verdanken, dass Tw 601 erhalten geblieben ist und nun den Weg zu uns gefunden hat.

Heute, am 18. Oktober 2016 stehen wir vom Förderverein Straßenbahn Hannover e.V. alle mit einem Lächeln vor diesem Fahrzeug und können kaum glauben, dass unser Traum wahr geworden ist.

An dieser Stelle möchten wir uns natürlich auch für jede einzelne Spende bedanken. Nur so war es uns möglich dieses Lieblingsprojekt zu verwirklichen.

Text: Frank Faupel 2. Vorsitzender

Bilder: Andreas Herzberg, Konstantin Brinkhoff

Ankunft TW 601

Die Ankunft des Stadtbahnprototyptriebwagens 601 in Hannover macht den 18. Oktober 2016 zum glücklichsten Tag des Fördervereins Straßenbahn Hannover e.V.

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