Jahresrückblick 2014
TW 6001 feiert Jubiläum
Am 23.12.1974 kam Tw 6001 in Hannover an. Auf einem Eisenbahngüterwagen, auf den er am Vortag in Düsseldorf verladen worden war, kam er am frühen Nachmittag dieses Dienstags im Lindener Hafen zum stehen. Doch Weihnachten hatte damals noch einen ganz anderen Stellenwert als heute und so waren die Mitarbeiter der Lindener Hafenbahn, als auch der üstra, mit letzten Einkäufen und Vorbereitungen beschäftigt und der fabrikneue Wagen wurde erst am 27.12. abgeladen und nach Glocksee überführt. Die Presse war am Folgetag voll von begeisterten Berichten. „Da ist er endlich und chic sieht er aus!“ war nur eine der Überschriften.
Im Januar 1975 begannen die Probefahrten und am 30.04.1975 ging es dann in den Fahrgasteinsatz. Zunächst auf der Straßenbahnlinie 1 (Laatzen/Süd – Laatzen – Döhren – Aegidientorplatz – Kröpcke – Steintor – Glocksee – Limmer) und ab 26.09.1975 dann auf der Stadtbahnlinie 12 (Hauptbahnhof – Schwarzer Bär – Wallensteinstraße –
Oberricklingen). Schon am 04.04.1976 ging dann die gesamte A-Linie in Betrieb und die Stadtbahnwagen herrschten auf den neuen Linien 3 (Lahe – Wallensteinstraße) und 7 (Fasanenkrug – Wallensteinstraße).
Das Stadtbahnnetz wuchs kontinuierlich und auch die Flotte der Stadtbahnwagen. Bis 1993 wurden in sechs Serien insgesamt 260 Wagen gebaut. Die ersten hundert bei der Düwag in Düsseldorf, die folgenden 160 Fahrzeuge bei LHB in Salzgitter.
Ab 1997 war die Alleinherrschaft, der nun als Tw 6000 bezeichneten Fahrzeugen, vorbei. Im Vorfeld der EXPO 2000 wurden 144 Stadtbahnwagen des Typs Tw 2000 beschafft. Nach der EXPO gab es im Jahr 2000 dann auch schon erste Verkäufe von Tw 6000. Doch Tw 6001 war bis zum 15.03.2006 im Einsatz.
Tw 6001 war auf allen Linien unterwegs, kreuz und quer durch Hannover. Er fuhr auf Gleisen, die mancher sich heute nicht mal mehr vorstellen kann, so beispielsweise oberirdisch auf der Georgstraße! Er erlebte Höhen und Tiefen und war manchmal auch in Unfälle verwickelt. Doch vor allem prägte und veränderte dieses Fahrzeug die Geschichte
der Straßenbahn in Hannover wie kein anderer. Ende der sechziger Jahre galt die Straßenbahn als unzeitgemäß, wurde in vielen bundesdeutschen Städten sogar abgeschafft. Der Ruf nach einer autogerechten Stadt war überall zu hören. Die Straßenbahn war durch den angewachsenen Autoverkehr unzuverlässig geworden und erschien auch preislich unattraktiv (Rote Punkt Aktion). Einige bundesdeutsche Städte bauten schon an vollständigen Untergrundbahnen, andere feilten an einem System, welches in der Stadt unterirdisch und auf den anschließenden Strecken auf ausgebauten Abschnitten verkehren sollte, so auch in Hannover. Diesem System gab man den Namen Stadtbahn. Für den Betrieb dieses Systems waren neue Fahrzeuge erforderlich.
In Hannover gingen 1970 zwei Prototyp-Stadtbahnwagen in Einsatz und Erprobung. Mit diesen Wagen gewann man Erfahrungen und konnte so ein ausgereiftes Fahrzeug bestellen, welches von Anfang an überzeugte. Das Stadtbahnsystem in Hannover wurde zügig und konsequent umgesetzt und war vom ersten Tag an ein Erfolg. Die Stadtbahn Hannover galt weltweit als Vorbild und wurde von unzähligen Delegationen von Verkehrsbetrieben und Politik aus aller Welt besucht. Der Stadtbahnwagen Typ Hannover, wie der Tw 6000 ursprünglich hieß, ist ganz maßgeblicher Eckpfeiler dieses Erfolgs. Er war von Anfang an beliebt und geschätzt und verschaffte der üstra ein neues, gutes Ansehen.
So feiern wir nun mit Hannovers erstem Stadtbahnwagen, der glücklicherweise seit 2010 als Museumswagen im Förderverein Strassenbahn Hannover e.V. erhalten ist, einen runden und ehrwürdigen „Geburtstag“.
Text: Frank Faupel
Vom 8. bis zum 11. Mai 2014 fand die AHN-Tagung in Hannover, Wehmingen und Braunschweig statt. 120 Teilnehmer von 40 Vereinen aus 8 Staaten nahmen an dieser Veranstaltung teil. Das bedeutete viele Monate Planung und Vorbereitung, nicht nur für unseren Förderverein, sondern auch für unserer Wehminger und Braunschweiger Kollegen.
Am Donnerstagvormittag (8.Mai) war es soweit. Unsere Gäste reisten von überall her an und auf dem Ernst-August-Platz (dort stand ein Team mit unserem Funkwagen), als auch im Tagungshotel in Wülfel begrüßt und mit allen notwendigen Unterlagen ausgestattet.
Mittags erfolgte die Eröffnung der Veranstaltung in einem der Tagungsräume des Hotels. Der Regionspräsident der Region Hannover, Herr Hauke Jagau, hielt die Eröffnungsrede und zeigte damit ich nur seine Verbundenheit zu Nahverkehrsthemen, sondern auch dass er der Veranstaltung, für die er übrigens auch als Schirmherr fungierte, eine gewisse Bedeutung zumaß. Nach einem gemeinsamen Mittagessen startete der Vortragsteil. Die Kernfrage der Veranstaltung lautete: „Was steht in 100 Jahren in unseren Museen? Ausgehend von der Feststellung, dass Straßenbahnfahrzeuge immer größer und technisch anspruchsvoller werden und die sie betreuenden Vereine damit früher oder später an ihre Grenzen stoßen, eine mehr als gerechtfertigte Frage.
Die Vortragenden der unterschiedlichen Vereine gingen die Frage jeweils auch unterschiedlich an. Für die einen war es einfach kein Thema, weil ihre Sammlung abgeschlossen ist (wenn das Sammelgebiet z.B. nur eingestellte Betriebe sind), andere sagten ganz klar, es muss trotzdem von jeder Fahrzeugart ein Exemplar, möglichst betriebsfähig erhalten bleiben und wieder andere meinten, man müsse sich beschränken und vielleicht auf die ein oder andere Bauart verzichten. Auch waren manche der Meinung, dass elektronisch gesteuerte Fahrzeuge später zwangsläufig, durch Ersatzteilmangel und verloren gegangene Kenntnisse, zu „Standmodellen“ würden.
So fanden am Donnerstag und auch am Freitag, zwischen und während der Vorträge ein reger Ideen- und Meinungsaustausch statt. Am späten Donnerstagnachmittag fand dann eine Straßenbahnsonderfahrt mit Breitraumund Gelenkzug statt. Diese endete abends am Zoo, wo man in einer dem Zoo angeschlossenen Gaststätte, nach einer kleinen, aber sehr unterhaltsamen Tiershow, gemeinsam ein leckeres Abendessen zu sich nahm. Spätabends sorgten zwei Stadtbahnen (Tw 2015 und Tw 6001) für den Rücktransfer unsere Gäste zum Hotel.
Der Freitag war hauptsächlich den Vorträgen gewidmet. Dabei ging es nicht nur um das Kernthema. Viele Redner stellten sich und ihren Verein Verein/ihre Institution vor, oft um dann ihre Situation genauer darzustellen. Manch einer stellte auch einzelne Projekte und Ideen vor. Doch leider sollte auch ein sehr ernstes Thema zur Sprache kommen, da unsere dänischen Kollegen einen toten Kameraden zu betrauern hatten, der bei einem Rangierunfall tödlich verletzt wurde. Auch an dieser Stelle möchten wir als Förderverein Strassenbahn Hannover e. V. Hier nochmals unser Beileid aussprechen. Möge der gute Mann in Frieden ruhen und in den Herzen seiner Familie und seiner Freunde weiterleben.
Nach dem Vortragsprogramm, ging es am Nachmittag mit drei Zweiachserzügen auf eine ausgedehnte Sonderfahrt, welche in Leinhausen endete, wo auf historische Busse umgestiegen wurde, mit denen eine moderierte Stadtrundfahrt durchgeführt wurde. Die Busse brachten die Teilnehmer später nach Döhren, wo in unserer Fahrzeughalle der Abend bei Grillspezialitäten und kühlen Getränken ausklang. Auch an diesem Abend wurden unsere Gäste von zwei Sonderzügen wieder zum Hotel gebracht (Tw 6001 und Tw 522).
Am Sonnabend konnten die Teilnehmer zunächst für den Vormittag wählen, ob sie die Stadtbahnhauptwerkstatt und die Betriebsleitstelle auf dem Betriebshof Glocksee oder den Busbetriebshof Mittelfeld mit angeschlossener Bushauptwerkstatt besichtigen wollten. Zu beiden Veranstaltungen gab es einen Transfer vom Hotel aus. Mittags trafen auch die Teilnehmer des Busteils in Glocksee ein. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, galt es den Ausrichter der Veranstaltung 2016 zu bestimmen. Wir dürfen uns auf eine interessante AHN-Tagung 2016 in Bremen freuen. Im Anschluss an diese Wahl, stellten die Ausrichter der nächsten Veranstaltung, der Karlsruher Treffpunkt Schienennahverkehr, ihr Programm 2015 vor.
Mit historischen Bussen fuhren die Teilnehmer am Sonnabendnachmittag nach Wehmingen ins Straßenbahnmuseum. Dort gab es Rundfahrten mit diversen Straßenbahnwagen, die Möglichkeit hinter mache Kulisse zu und ein leckeres Abendessen, begleitet von einer sehr unterhaltsamen Spielshow. Die Oldtimerbusse sorgten für den Rücktransfer ins Hotel. Auch am Sonntagmorgen kamen vier Oldtimerbusse zum Einsatz, denn es galt unsere Gäste nach Braunschweig zu bringen. Die „Braunschweiger Interessengemeinschaft“ hatte ein buntes Programm vorbereitet. Auch hier konnte zwischen Bus- und Straßenbahnbetriebshof gewählt werden, die Teilnehmer des Busteils fuhren, nach einer Begrüßung durch den Vorstand der Verkehrsbetriebe, BIN-Chef und sogar einem Braunschweiger Bundestagsabgeordneten, mit einem Bus zum Betriebshof Lindenberg, die anderen blieben auf dem neu gebauten Straßenbahnbetriebshof und besichtigten das weitläufige Areal. Die Businteressierten durften sogar eine Fahrt mit dem elektrisch angetriebenen Primove-Bus erleben, welcher sehr überzeugte!
Am Sonntagnachmittag gab es dann eine sehr ausgedehnte Straßenbahnsonderfahrt mit 3 Zügen. Manch Teilnehmer startete dann schon am Braunschweiger Hauptbahnhof seine Rückreise, die meisten fuhren jedoch mit den Bussen zurück nach Hannover.
Text: Frank Faupel